​Camperlein, wechsel dich!

Tag 124: Heute war ein kleiner Erholungstag geplant, bevor wir den neuen Camper abholen und uns auf den Weg zur Nordinsel machen würden. Nur gefaulenzt haben wir allerdings nicht. Neben Wäsche waschen (dringend notwendig) haben wir gepackt und endlich auch einen Reparaturladen für Nikos Handy gefunden. Dort liegt es nun und wird hoffentlich bis morgen früh repariert. Beim Waschen haben wir einen netten, leicht verrückten alten Mann kennengelernt, der uns bereitwillig sein Waschmittel lieh. Naja, genau genommen hing er schon mit der Flasche in unserer Waschtrommel, bevor wir überhaupt reagieren konnten. Später hat er sich noch eine ganze Weile mit Rebecca unterhalten. Er stammt ursprünglich aus Irland, lebt aber schon seit 50 Jahren in Neuseeland. Früher hat er hier auf dem Campingplatz – immerhin der größte der Südinsel – gearbeitet und war für den damals noch so grünen Rasen verantwortlich. Wie er uns erzählt hat, ist es hier nicht immer so entspannt wie gerade. Über Ostern fallen wohl die Kirchenanhänger ein, die den Platz bis in die letzte Ecke füllen.

Zurück vom Reparaturladen haben wir aber nun doch endlich mit dem Entspannen angefangen und einen schönen Strandspaziergang gemacht. Der Strand ist nur 500 Meter von uns entfernt und fast menschenleer.

Für mehr als nasse Füße war es dann doch noch zu kalt
Die Lupinen waren in voller Blütenpracht

Auch das Wetter war traumhaft: ein richtig schöner Sommertag. Den haben wir uns auch nicht von einem kleinen Erdbeben versauen lassen. Tatsächlich gibt es noch alle paar Minuten Nachbeben des großen Bebens von vor zwei Wochen. Die spürt man aber normalerweise nicht. Nur vorhin hat es dann doch spürbar für eine halbe Minute gewackelt. Mit 5,2 auf der Richterskala war es glücklicherweise nur ein relativ schwaches Beben.

Tag 125: Der große Camperwechseltag war gekommen. Morgens musste der alte Camper noch etwas gesäubert werden, das Abwasser musste raus und die Toilette geleert werden. Kurz noch einen Abstecher zum Handyladen um Nikos Handy abzuholen. Diagnose: Mainboard muss ausgetauscht werden, was leider so viel kostet wie ein neues Gerät. Dafür war jetzt aber eh keine Zeit mehr und so haben wir das nach wie vor kaputte Handy eingepackt und sind zur Campervermietung. Die Rückgabe lief reibungslos. Logisch, wir hatten uns ja gut um den kleinen Camper gekümmert. Immerhin hatte er uns in den letzten 18 Tagen fast 3500 Kilometer kreuz und quer über die Südinsel gefahren. Die nette Dame hat uns dann sogar noch einen kostenlosen Transport zur Konkurrenz angeboten, wo wir unseren neuen Camper abholen mussten. Die neuen wollten ihn uns erstmal nicht ohne internationalen Führerschein geben, aber wie sich rausgestellt hat, haben sie extra für diesen Zweck eine eigene Übersetzungsabteilung – gegen Entgeld versteht sich. Reine Abzocke unserer Meinung nach. Es blieb uns aber natürlich nichts anderes übrig als einzuwilligen und während der Führerschein übersetzt wurde ein YouTube-Video über die Bedienung des neuen Campers anzusehen.

Unser neuer Riesencamper
Soviel Platz zum Kochen und Wohnen hatten wir im alten nicht

Er ist riesig im Vergleich zum alten Camper; fast 2 Meter länger! Wir wissen gar nicht so recht wohin mit all dem neu gewonnenen Platz. Auch sonst bietet er jeden erdenklichen Luxus, von dem wir bisher noch gar nicht wussten, dass wir ihn vermissten: eine ordentliche Toilette (im alten hatten wir nur eine kleine tragbare), vier Kochplatten (vorher nur zwei), ein 1,8 m breites Bett (vorher nur 1,3 m), einen Ofen, Mikrowelle, TV etc. etc. Nur Parkplatzsuche wird wohl deutlich schwerer als vorher. Und der Platz ist nicht ganz so optimal ausgenutzt wie beim alten.

Die Küstenstraße nach Norden ist immer noch gesperrt, also sind wir den Umweg übers Inland gefahren und haben dabei den Lewis-Pass, den dritten und letzten der drei großen Pässe überquert. Im Vergleich zum Arthur`s Pass ist er deutlich weniger steil und landschaftlich auch deutlich weniger spektakulär. Daher sind wir fast ohne Halt durchgefahren bis wir mal wieder in Murchison waren. Dank Erdbeben wurde diese kleine, unscheinbare Stadt die einzige in Neuseeland, die wir gleich dreimal besucht haben. Aber auch hier haben wir uns nur kurz aufgehalten und sind weiter zu unserem altbekannten Übernachtungsplatz an der stillgelegten Bahnstrecke.

Altbekannter Platz mit neuem Camper

Tag 126: Morgens wurden wir unsanft aus unseren Träumen gerissen. Wer war denn um diese nachtschlafende Uhrzeit schon so fleißig und begrüßte die anwesenden Übernachtungsgäste? Uns aber nicht? Ganz schön unfreundlich… Niko schaute aus dem Fenster und konnte seine Schadenfreude nicht verheimlichen. Waren es doch die DOC-Ranger, die überprüften, ob man sich bei der Selbstanmeldung auf dem Campingplatz registriert und die 16 Dollar Übernachtungskosten in den Briefumschlag gesteckt hatte. Scheinbar waren wir so ziemlich die Einzigen, die nicht betrogen und wild gecampt hatten. Trotzdem gab es, wie es aussah, keine Strafe, sondern die Gebühren konnten einfach nachgezahlt werden. Die Strafe bestand wohl eher darin, dass man morgens halbnackt vor aller Augen aus dem Camper musste, um den Rangern Rede und Antwort zu stehen. Es gab auf jeden Fall einige hochrote Gesichter…

Vor drei Tagen hatten wir ja leider keine Unterkunft am Lake Rotoiti, dem zweiten See des Nelson Lakes Nationalparks, gefunden. Sehr schade, da der See in der Abendstimmung einfach unglaublich schön aussah. Macht aber nichts, denn von unserem Nachquartier trennten uns nur wenige Fahrminuten vom See. Dort angekommen hat Rebecca einen Künstler angesprochen, der gerade dabei war einem Hochzeitsgeschenk aus Kalkstein den letzten Schliff zu geben. Auch er hat sich über die große Zahl an deutschen Touristen amüsiert und schloss darauf, dass es in Deutschland einfach zuviel Druck gäbe. Im relaxten Neuseeland könnte der Deutschmann endlich mal wieder zur Ruhe zu kommen. Glauben wir übrigens nicht. Bei zu viel Ruhe verpasst man ja alle Sehenswürdigkeiten! Eine davon hat er uns sogleich vorgeführt: vom Steg aus konnte man unzählige riesige Aale sehen und fast anfassen. Im See ist Angeln verboten und deswegen werden die Fische uralt und entsprechend riesig. 

Der Künstler mit seinem Werk „Purrito“ für die beiden Katzenliebhaber
Ausnahmsweise durfte Rebecca auch mal mit einem anderen Mann auf dem Boden liegen
Die Aale hat unsere Anwesenheit nicht gestört

Nachdem wir uns vom Künstler am See verabschiedet hatten, haben wir eine kleine Wanderung um denselbigen gemacht. Niko wurde während der Unterhaltung von bösartigen Sandfliegen verfolgt, deshalb war es gut, dass wir wieder etwas in Fahrt kamen, denn die Viecher sind zum Glück zu dumm, um gehende Menschen zu treffen. Dafür wird man auf großen Teilen der Südinsel, sobald man mal 30 Sekunden an der gleichen Stelle steht, sofort von einem ganzen Schwarm überfallen. Und die Stiche jucken über Tage!

Ausblick auf den Lake Rotoiti
Mit Abendstimmung sah es fast noch besser aus

Gegen Mittag haben wir uns Richtung Blenheim, das in einem der berühmtesten Weinanbaugebiete Neuseelands liegt, aufgemacht. Dort wird sich Niko morgen sein Geburtstagsgeschenk abholen! Schon eine gute Stunde vor Ankunft fingen die Weinberge an. Wobei ¨Berge¨ eigentlich das falsche Wort ist, da Wein in Neuseeland scheinbar eher auf flachem Land angebaut wird. Wir haben uns im Spring Creek Campingplatz einquartiert, der uns empfohlen wurde. Er liegt direkt an einem Fluss, in dem die Hauptattraktion des Platzes schwimmt: Eddie, der Aal und seine Freunde. Abends waren sie jedoch nicht zu sehen, aber wir hatten ja am Lake Rotoiti schon genug für heute zu Gesicht bekommen.

Blenheims Weinberge liegen vor, nicht auf den Hügeln
Der Bach, Heimat von Eddie, dem Aal, floss direkt hinter unserem Stellplatz

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